DER MYTHOS VOM DOMINANTEN HUND

Die Wissenschaft ist für das Verständnis von Hunden und Hundeverhalten ein wichtiges Hilfsmittel, jedoch hat die kynologische Forschung nicht nur Positives für unsere Vierbeiner gebracht. Viele Hundeschulen und Hundetrainer predigen tatsächlich noch, dass die meisten Hunde nur durch die Anwendung der Dominanztheorie und durch körperliche Bestrafung kontrolliert werden können.

Dominanztheorien beruhen auf falschen Beobachtungen

Mit völlig schwachsinnigen (und zum Teil schlichtweg gefährlichen) Geboten und Regeln bringen sie den Hundehalter bei, wie sie als Rudelführer den eigenen Hund dominieren können. Sie leiten das in ihren Augen dominante Verhalten der Hunde von dem Verhalten des Wolfes ab - nicht wissend, dass die damaligen Beobachtungen der künstlich konstruierten Gruppen von Wölfen in Gefangenschaft längst überholt sind und nichts mit dem natürlichen Verhalten von Wölfen in frei lebenden Rudeln zu tun haben.

 

Davon abgesehen sollte mittlerweile auch klar sein, dass eine DNA-Überschneidung zwischen Wolf und Hund nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie dasselbe Verhalten zeigen. Außerdem haben wir unsere heutigen Hunde durch die Domestikation komplett verändert.

 

"Befehlsverweigerung" wird oft als Dominanz interpretiert

Viele Hundehalter nehmen (besonders im Hundetraining) an, dass ihr Hund ungehorsam oder dominant sei, wenn er Befehle nicht ausführt. In vielen Fällen ist der Hund aber gerade einfach nur gestresst/in einem Konflikt, braucht einfach mal eine Pause oder hat einen schlechten Tag (oder erkennt den Sinn der Ausführung dieses Signals nicht). Oft höre ich auch den Satz "Zu Hause macht er das nie...", aber genauso wie wir Menschen benehmen sich Hunde unterschiedlich in verschiedenen Umgebungen.

 

Eine so große Anzahl von Faktoren beeinflusst das Verhalten unserer Vierbeiner, so dass Sie Ihren Hund erst richtig kennen, wenn Sie ihn in den verschiedensten Situationen erlebt haben. Umso wichtiger ist es, die Körpersprache des Hundes richtig zu deuten und als Team die Situation gemeinsam - ohne Frustration, Stress oder Druck - zu meistern.