GRÜNDE FÜR`S AUFREITEN BEI HUNDEN

Man sieht das Aufreiten bei Welpen, bei kastrierten und unkastrierten Rüden, bei gleich- oder gegengeschlechtlichen Artgenossen, bei anderen Menschen bis hin zu Gegenständen, Kissen oder Kuscheltieren. Doch wann ist dieses Verhalten sexuell motiviert und wann bloßes Imponiergehabe?

Die Gründe für das Aufreiten sind genauso vielzählig wie die unterschiedlichen Theorien zu diesem Thema. Viele meinen, dass das Aufreiten aus sexueller Motivation erfolgt. Dass Aufreiten aber wenig mit sexuellen Absichten zu tun hat, sehen wir zum Beispiel bei Welpen. Sie beginnen mit dem Aufreiten, sobald sie laufen können – also lange vor Erreichen der Pubertät. Hier ist es oft nichts Anderes als ein Spiel oder der erste Versuch, Stärken und Schwächen auszutesten. In Konflikt- oder Stresssituationen wird es außerdem (auch bei erwachsenen Hunden) nicht selten als Übersprungshandlung gezeigt.

 

Welche Rolle spielt Dominanz?

Peter Borchelt Ph.D., ein Tierverhaltensforscher, beschreibt es sehr treffend: „Aufreiten kann Teil einer Folge von Verhaltensweisen sein, die mit Aggression, einem hohen Status, Ressourcenverteidigung, direktem Fixieren und Bedrohen sowie sich über einen anderen stellen in Zusammenhang stehen. Aber das Aufreiten selbst, weist nicht auf etwas Statusbezogenes hin. Das Aufreiten an sich bedeutet vermutlich nicht wirklich viel."*

 

Entscheidend sind immer der Gesamtkontext und das Verhalten, das der Hund vor und nach dem Aufreiten zeigt.

 

Sollte man das Aufreiten unterbinden?

Als Hundehalter sollte man sich immer fragem, warum der eigene Hund aufreitet. Ist das Aufreiten ein Zeichen von Unterforderung, ist entsprechendes Management in Richtung geistige und körperliche Auslastung gefragt. Handelt es sich um einen ängstlichen oder gestressten Hund, der Aufreiten als Übersprungsverhalten zeigt, helft ihm mit einem Umlenken der Aufmerksamkeit in eure Richtung und einem Alternativverhalten, besser mit solchen Situationen umzugehen. Möchte euer Hund dem anderen nur imponieren, achtet darauf, dass dieses Verhalten nicht zu oft und intensiv gezeigt wird. Und beobachtet natürlich auch den anderen Hund (das "Opfer"), um eine potentielle Auseinandersetzung zu vermeiden. 

 

Aufreiten ist und bleibt allerdings eine Bewegungseinschränkung des anderen Hundes. Es ist zwar – egal, ob sexuell motiviert oder aus Imponiergehabe – ein natürliches Verhalten, aber für den anderen Hund nicht schön und oft mit Stress verbunden.

 

* Peter Borchelt / Hecht, J. „Humping: Why do they do it?“ The Bark, June-August 2012: 70, 56-60