SITZ, PLATZ, BLEIB

Warum müssen Hunde eigentlich ständig "Sitz" machen? Diese Frage stelle ich mir zum Beispiel, wenn ich sehe, wie Hundehalter ihre Hunde an der Straße fast schon zwingen, sich hinzusetzen - egal, ob es in Strömen gießt, der Straßenteer von der Sonne glühend heiß oder ein anderer Hund sehr nah ist und der eigene Hund lieber durch Distanzvergößerung höflich sein würde. Wenn der Hund alt ist, schmerzt ein Sitz vielleicht, aber da es so viele Jahre über konditioniert wurde, übt er es natürlich nach wie vor aus.

Wenn ich Bekannte ohne Hund treffe, erlebe ich auch sehr oft, dass sofort ein "Sitz" aus ihnen heraussprudelt. Ich lache dann leise in mich hinein, wenn sich mein Hund aus gutem Recht dagegen entscheidet und lieber weiterschnüffelt oder einfach stehen bleibt. In seinen Augen macht ein "Sitz" nun einfach gerade überhaupt keinen Sinn.

 

Es sind lediglich Konditionierungen

"Sitz" ist (genauso wie viele andere Befehle) ein Kunststück, das wir Menschen uns für unsere Hunde ausgedacht haben. Mit der Führung oder mit der Kommunikation des Hundes hat dies aber herzlich wenig zu tun. Es sind konditionierte Befehle, die nicht der Natur des Hundes entsprechen und daher auch häufig nicht funktionieren, wenn draußen spannende Situationen auftauchen, wie z.B. ein vorbeilaufender Hase oder eine läufige Hündin.

 

Genauso wenig können sich viele Hunde auf das Kommando "Bleib" entspannen und an einer Stelle ruhig verharren. Sie bleiben lediglich in einer Erwartungshaltung bis der Befehl wieder aufgehoben wird und die Belohnung erfolgt, denn genau so wurde dieses Kommando ja vorher aufgebaut und konditioniert.

 

Auf die Körpersprache kommt es an
Anstelle dieser Fleißübungen, die zum Beispiel auch Bestandteil der Hundeführerscheinprüfung sind, wäre es wünschenswert, wenn Hundehalter im Lesen der Körpersprache der Hunde geschult werden, um jede Situation richtig einschätzen und entsprechend handeln zu können. Als Team, das miteinander kommuniziert und nicht nur über konditionierte Befehle.