„Warum hast oder willst du einen Hund?“ Mit dieser Frage sollte sich jeder Hundehalter – im besten Fall vor der Anschaffung – gründlich beschäftigen. Die heutigen Rollen und Aufgaben des Hundes sind so vielfältig wie bei keinem anderen Tier: ob Wach-, Hüte-, Treib- oder Jagdhund, Assistenz- oder Therapiehund, Schutz-, Fährten-, Rettungs- oder Drogenspürhund oder – und diese Rollenbesetzung nimmt leider immer mehr zu – als Statussymbol, Partner- und/oder Kinderersatz.
Zu große oder falsche Erwartungen
Die Menschen sehnen sich nach bedingungsloser Liebe und jemanden, der ihn glücklich macht, der Natur wieder näherbringt und in der schnelllebigen Welt wieder etwas entschleunigt. So unterschiedlich manche Aufgaben unserer Hunde auch sind, sie alle haben etwas gemeinsam: eine Erwartungshaltung des Hundehalters. Doch kann der Hund diese Erwartungen und Aufgaben alle erfüllen und – noch viel wichtiger – möchte er das überhaupt?
Einfach nur Hund sein dürfen
Viele stellen sich überhaupt nicht mehr die Frage, was ihr eigener Hund eigentlich möchte. In erster Linie möchte er Hund sein und das mit allem, was dazugehört: Mit Futtersuche & fressen, viel schlafen & entspannen, bellen und auch mal knurren, markieren & ausführlichem Lesen der Botschaften der anderen Hunde, buddeln & jagen, im Dreck suhlen & Wasser planschen, toben & raufen und das alles am liebsten mit Herrchen oder Frauchen oder anderen Vierbeinern.
Was ist „Normalverhalten“
Definitiv nicht möchte er den überwiegenden Teil des Tages alleine sein – genauso wenig wie ständig und überall mit hingeschleppt werden. Er möchte auch nicht für sein eigentlich typisches Hundeverhalten ständig bestraft oder angemeckert werden. Aber viele Hundehalter wissen gar nicht mehr, wie eigentlich das Normalverhalten von Hunden aussieht. Man kann heutzutage gar nicht so schnell gucken wie ein bellender Hund, dessen Individualdistanz zum Beispiel durch einen anderen Hund respektlos unterschritten wurde, als aggressiv bezeichnet wird.
Auslandshunde die neuen Rassenhunde?
Besonders schwierig haben es Auslandshunde, die zum Teil aufgrund schlechter Haltung/Erfahrungen oder mangelnder Sozialisierung in unserer (Um-) Welt dauergestresst sind und vor allem Angst haben. Diese Hunde haben es ganz besonders schwer, denn sie können die Erwartungshaltungen ihrer Hundehalter noch viel weniger als gut sozialisierte Hunde erfüllen. Von der Gesellschaft werden sie dann schnell als „Problemhund“ abgestempelt. Sich einen Hund aus dem Ausland zu holen, scheint immer mehr „in Mode zu kommen“. Man hat fast schon den Eindruck, dass sich manche damit brüsten, denn schließlich haben sie den Hund ja „gerettet“! Die Frage ist, um welchen Preis...
Was ist denn nun der Sinn des Hundes?
Ein Hund ist ein Teil des eigenen Lebens und zwar als Familienmitglied, Freund, Wegbegleiter, Lehrer, aber vor allem als Lebewesen mit eigenen, individuellen Bedürfnissen. Er gibt uns die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und zeigt uns, wie einfach und schön bedingungslose Liebe ist. Dafür sollten wir ihm allen Respekt entgegenbringen, bis an sein Lebensende für ihn sorgen und ihn dabei immer als das sehen, was er ist: ein Hund und kein Partner- oder Kindersatz, Statussymbol und erst Recht nicht "alles, was ich habe".